Busch 94000 Goliath Express 1100 hellblau
Beschreibung
Goliath Express 1100
Carl F. W. Borgward begründete Anfang der 1920er Jahre in Bremen sein weithin bekanntes Autoimperium. Nachdem er anfangs noch im Auftrag der Hansa-Lloyd-Werke Kühler und Kotflügel gefertigt hatte, entwickelte und baute er ab 1924 mit dem dreirädrigen Blitzkarren seinen ersten eigenen Lieferwagen unter dem Namen Goliath. Wegen des großen Zuspruchs folgten weitere Dreirad-Lieferwagen, deren Erfolgsgeschichte über verschiedene Modelle hinweg bis weit in die Nachkriegsära hinein anhielt.
Schon 1927 folgte die Entwicklung des ersten vierrädrigen Lieferwagens der Marke Goliath, dem bis 1938 sechs weitere Modelle in den Gewichtsklassen 0,5 - 1,5 t folgten. Diese sind heute allerdings nur noch wenigen Kennern der Marke bekannt. 1938 musste die Produktion aller Goliath-Lieferwagen wegen der vom Schell-Plan beauflagten Typenbeschränkung eingestellt werden. Erst elf Jahre später konnte man mit der Vorstellung des Dreirads GD 750 die Fahrzeugproduktion wieder aufnehmen. 1951 folgte dann der erste Versuch, mit dem GV 800 auch wieder im Markt der vierrädrigen Lieferwagen Fuß zu fassen. Dieses Modell lehnte sich konstruktiv an den GD 750 an. Ihm blieb aber u. a. wegen Mängeln in der baulichen Ausführung ein größerer Erfolg versagt, so dass die Produktion schon 1953 wieder eingestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der komplett neu entwickelte Goliath Express bereits verkaufsfertig und konnte nahtlos die Nachfolge antreten. Er hatte eine für seine Zeit sehr moderne Konstruktion und auch eine außergewöhnlich schöne äußere Erscheinung. Als Antrieb dienten zunächst verschiedene Zweitakt-Motoren aus dem Goliath-PKW-Programm.
Ab 1957 erfolgte dann erstmals der Einsatz von Viertakt-Motoren, in dessen Folge das Fahrzeug in Anlehnung an die neue Hubraumgröße die Zusatzbezeichnung »1100« erhielt. Auch dieser Viertakt-Motor entstammte, wie so manches andere Bauteil, dem damaligen Goliath-PKW-Programm. So kamen u. a. Teile des Fahrwerks, die Öldruckbremse aber auch das äußerst attraktive bräunliche Bakelit-Armaturenbrett der Personenwagenmodelle zum Einsatz. Damit zog in den seinerzeit eher tristen Lieferwagenalltag durchaus ein Hauch von Fahrqualität und Luxus ein. Das fand aber seinen Ausdruck in einem relativ hohen Verkaufspreis, der sogar den des legendären VW Transporters übertraf.
Die ungewöhnliche Preispolitik, der starke Wettbewerb (hier insbesondere durch den VW Transporter, aber auch durch den DKW Schnelllaster, den Ford FK und den Tempo Rapid/Matador) und das Abfärben des sich Ende der fünfziger Jahre abzeichnenden Negativimages der inzwischen als billig verpönten Dreirad-Lieferwagen verwehrte leider auch diesem Goliath-Vierrad-Lieferwagen den großen Erfolg. Als sich 1960 wirtschaftliche Probleme in der Borgward-Gruppe abzeichneten, versuchte man ab Herbst des Jahres dem schönen Express nochmals neuen Schwung zu verleihen. Man vermarktete ihn fortan unter der hochwertigeren Bezeichnung »Borgward Express 1100«.
Mit dem Borgward-Konkurs endete 1961 in Bremen schließlich die Produktion des Goliath Express 1100. Obwohl das Fahrzeug nicht nur in Deutschland angeboten, sondern auch ins europäische Ausland und sogar nach Übersee exportiert wurde, entstand in den Baujahren 1953-1961 nur eine überschaubare Gesamtproduktion von ca. 14.000 Fahrzeugen. Ab Werk lieferbar waren zunächst Ausführungen als Kastenwagen, Kombi, Hochpritsche und Tiefpritsche. Später folgte noch eine außergewöhnlich schöne, dem VW-Samba paroli bietende Variante als Luxus-Bus mit großem Faltschiebedach und einer großzügigen Dachrandverglasung.
Im Goliath-Werk wurden neben den Standardmodellen auch einige wenige Sonderfahrzeuge, u. a. Krankenwagen und THW-Mehrzweckfahrzeuge, gefertigt. Und wie es seinerzeit gängige Praxis war, lieferte man auch komplett fahrfähige Chassis inkl. Fahrerhaus an diverse Karosseriebaufirmen. Auf deren Basis wurden dann Sonderfahrzeuge mit z. B. Koffer- oder Verkaufsaufbauten, aber auch Bestattungsfahrzeuge, Getränkelieferwagen und als Einzelmodell sogar ein kleiner Sattelschlepper realisiert.
Einige wenige Goliath Express 1100 haben die Zeiten überlebt und werden heute von engagierten Freunden der Marke sorgsam gepflegt. Im Zuge der Recherchen wurde uns freundlicherweise das eine oder andere Garagentor geöffnet. Die Originalfahrzeuge und die unzähligen, von Goliath-Freunden zur Verfügung gestellten Originaldokumente dienten uns dann als wertvolle Vorlagen für die Entwicklung unserer 1:87-Modelle.
Bei der Modellkonstruktion und dem Werkzeugbau haben wir sehr viel Wert auf eine detailgetreue und maßstabsgerechte Wiedergabe der Fahrzeugbesonderheiten gelegt. Bei genauer Betrachtung erkennt man an den Modellen vom fein gearbeiteten Kühlergrill, über das braune Bakelit-Armaturenbrett, bis hin zur originalen Größenangabe auf der Reifenflanke viele liebenswerte Details. Es lohnt sich, am Modell mit den Augen auf Erkundungsreise zu gehen.
Die DreiKa-Modellreihe zum Goliath Express 1100 beginnt mit den beiden Ausführungsvarianten Kastenwagen und Kombi. In der Folge werden noch weitere Modellvarianten des Goliath Express 1100 im Maßstab 1:87 umgesetzt, so dass im Laufe der Zeit die gesamte ab Werk lieferbare Palette und vielleicht auch der eine oder andere Sonderaufbau in verkleinerter Form in die Sammlervitrinen fahren kann.